Haushaltsrede Dr.Stefan Specht

Haushaltsrede Dr. Stefan Specht

Bereits in meiner Voraberklärung vom 09.02.2015 hatte ich darauf hingewiesen, dass der

Haushaltsentwurf der Oberbürgermeisterin in vielen Punkten völlig unstreitig und

unspektakulär ist und letztlich ein Haushalt vergebener Chancen ist.

Man kann es auch mit den Worten von Frank Schmälzle in seinem Kommentar im

Nordbayerischen Kurier vom 31.01.2015 formulieren, der da sagte:

„Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein täte dieser Stadt gut. Sie hat Grund und Geld

genug.“

Und Sie selbst brachten es in Ihrer Haushaltsrede vom 28.01.2015 vollkommen zutreffend

auf den Punkt, in dem Sie feststellten:

„Nur durch Sparen (…) wird unsere Stadt ja nicht schöner.“

Gleichwohl haben Sie dieser richtigen Aussage leider nicht die erforderlichen

Konsequenzen folgen lassen.

Stattdessen bleiben wir mit dem vorliegenden Haushalt, wie er sich nach dem ganztägigen

Beratungen vom 09.02.2015 nun darstellt, weit hinter unseren Möglichkeiten zurück.

Dies liegt zum einen an dem abermals völlig überzogenen Investitionsvolumen von

etwa € 68 Mio., von dem wiederum mit Sicherheit ein Großteil im laufenden

Haushaltsjahr 2015 nicht einmal ansatzweise wird realisiert werden können.

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Als Stadtrat sind wir nicht in der Lage, aus den überhöhten Ansätzen der Verwaltung

sachlich fundiert diejenigen konkreten Einzelbeträge anteilig herauszurechnen, die auch

im Jahr 2015 wieder im Haushalt liegen bleiben werden. Dies ist auch nicht unsere

Aufgabe.

Es wäre vielmehr an Ihnen, Frau Oberbürgermeisterin, Ihre Verwaltung zu realistischen

und umsetzbaren Investitionsanmeldungen zu veranlassen und hier nicht Luftnummern zu

verbuchen, die den Haushalt aufblähen, gegenfinanziert werden müssen und uns so

jeglichen Spielraum insbesondere zu effektiver Schuldentilgung, rauben. Dies ist umso

unverständlicher, als Sie ja grundsätzlich bereit scheinen, den von Ihrem Amtsvorgänger

erstmals nach dem Krieg eingeschlagenen Weg der nachhaltigen Schuldenrückführung

grundsätzlich fortsetzen zu wollen.

Außerdem dienen diese Luftnummern offenkundig dem durchsichtigen Versuch, dem

Stadtrat eigenen Handlungsspielraum zu nehmen und die längst unglaubwürdige

Drohkulisse einer angeblich gefährdeten Haushaltsgenehmigung durch die Regierung von

Oberfranken Jahr für Jahr, seit nunmehr 3 Jahren, krampfhaft aufrecht zu erhalten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, von der Gefahr mangelnder Haushaltsgenehmigung

durch die Regierung von Oberfranken sind wir noch viel weiter entfernt wie Bayreuth von

unserer türkischen Partnerstadt Tekirdag!

Zum anderen liegt es an fehlenden politischen Perspektiven, mangelndem Mut,

vermissten Visionen, zögerlicher Zaghaftigkeit und geringem Gestaltungswillen, von

denen auch Ihr vierter Haushalt, sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, geprägt ist.

So haben Sie es ja nicht einmal vermocht, aus eigener Kraft Ihre zu Beginn des Jahres

groß verkündeten vier Ziele nachhaltig im Haushalt 2015 zu verankern.

– Das Mehrgenerationen-Dorf ist weder eine neue noch sonderlich originelle,

allenfalls eine nette, unverbindliche Idee. Tatsächlicher Bedarf, Konzept, Standort,

Finanzierung und Betrieb eines solchen Projekts sind aber völlig offen und ungeklärt.

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– Bei Ihrer Forderung nach einem Rückbau der Mainüberdachung stürmen Sie bei

uns offene Tore. Diesen Vorschlag haben wir bereits mit einem Antrag aus dem Jahr

2006 konkretisiert, mit dem wir eine Beseitigung der Mainüberdachung, eine

funktionale Rekonstruktion der Ludwigsbrücke und eine städtebauliche Aufwertung

des gesamten Annecyplatzes als architektonischen Abschluss des Luitpoldplatzes

gefordert haben. Auch andere Fraktionen haben sich schon des Themas angenommen.

Geschehen ist bislang nichts.

– Das Thema Stadtarchiv ist ebenfalls bislang nur eine Idee, deren Prüfung wir

bereits mit einem Antrag aus dem Jahr 2011 explizit gefordert hatten. Hier vermissen

wir eine klare Darstellung der denkbaren Standorte mit allen Vor- und Nachteilen, eine

Untersuchung der Grundsatzfrage, ob hier ein moderner Neubau oder etwa die

Sanierung einer Bestandsimmobilie sinnvoller wäre, sowie insgesamt einen klaren

Untersuchungsauftrag an die Verwaltung, zusammen mit den entsprechenden

Fachbehörden und Dienststellen ein schlüssiges Konzept für ein neues Stadtarchiv zu

entwickeln.

Zur Beauftragung einer solchen Untersuchung sind wir jederzeit bereit.

Von Ihnen, Frau Oberbürgermeisterin, kam hierzu bislang keinerlei Initiative, und

wenn nicht Frau Kollegin Zagel pauschal und ohne Beschlussgrundlage die

Einstellung von € 20.000,00 für „Planungen“ gefordert hätte (was wir mangels

Zieldefinition für völlig verfrüht halten), wäre auch hier gar nichts vorangegangen.

– Bei der Graserschule schließlich sind Sie es, Frau Oberbürgermeisterin, die auf der

Bremse steht und unseren Schülerinnen und Schülern einen modernen Neubau nach

aktuellen pädagogischen Konzepten verweigern will.

Unsere Fraktion ist der Auffassung, dass es uns als besonders kinderfreundlicher Stadt

besser ansteht, einen zukunftsfähigen innerstädtischen Neubau für die optimale

Beschulung unserer Kinder zu errichten als ein neues Gebäude für die Verwaltung zu

bauen.

Wir fordern Sie deshalb mit Nachdruck auf, den Mehrheitswillen des Stadtrats zu

respektieren und die Standortuntersuchungen für den gewünschten Neubau rasch

voranzutreiben, damit hier endlich eine konkrete Umsetzungsentscheidung getroffen

werden kann.

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II.

Aber auch jenseits Ihrer eigenen Zieldefinition geht es nach unserer Auffassung mit der

Stadt nicht so voran, wie es wünschenswert, notwendig und machbar wäre:

1. So bedauern wir es sehr, dass abermals eine – wenngleich auch mittlerweile immer

knapper werdende – Stadtratsmehrheit am perpetuierten Wortbruch festhält und die

versprochene Rücknahme der Erhöhung der Gewerbesteuer- und

Grundsteuerhebesätze verweigert.

Niedrige Gewerbesteuersätze sind im Wettbewerb der Standorte ein wesentliches

Standortargument, nicht nur unter Ansiedlungsgesichtspunkten, sondern auch unter

den Aspekten der Standortsicherung. Und durch steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten

zwischen mehreren Standorten -wir haben es erst kürzlich erlebt- kann eine

Gewebesteuersenkung sogar positive Auswirkungen auf das Steueraufkommen haben.

Bei unstreitigen Rekordeinnahmen der Stadt Bayreuth aus der Gewerbesteuer in Höhe

von € 73 Mio. wäre die Einlösung des Versprechens aus dem Jahr 2010 ohne

weiteres möglich und ein Zeichen des Vertrauens und der Verlässlichkeit gewesen.

So leisten wir stattdessen als Stadtrat Bayreuth einen aktiven Beitrag zur wachsenden

Politikverdrossenheit und bestätigen so manche Vorurteile gegenüber der Politik in

Richtung mangelnder Wahrhaftigkeit, fehlender politischer Ehrlichkeit und

opportunistischer Unberechenbarkeit.

Als CSU finden wir dies sehr schade und hoffen, dass sich zumindest zum nächsten

Haushaltsjahr 2016 eine Mehrheit im Hause auf diese wichtigen politischen

Grundtugenden besinnt, damit zumindest im Jahr 2016 zu den früheren Steuersätzen

zurückgekehrt werden kann.

2. Bei der Sanierung unserer Stadthalle halten wir an unserer Grundüberzeugung fest,

dass das Große Haus als reiner Theater- und Konzertsaal konzipiert werden muss.

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Wir haben bereits vielfach darauf hingewiesen, dass Kongresse und Tagungen im

größeren Umfang dort ohnehin nicht funktionieren werden.

Und für die bloße Durchführung von Bällen ist durch die neu hinzugekommenen

Raumreserven (zusätzliche Seitenbühne, Gesamttrakt des Kleinen Hauses, größere

Foyers, etc.) ein teures, verstellbares Hubparkett nicht erforderlich. Andere Theater –

man muss hier nicht einmal den Wiener Staatsopernball, den Semperopernball oder

auch nur den Theaterball Nürnberg bemühen – haben erstklassig funktionierende

Theatersäle mit steil ansteigenden Auditorien und erfreuen sich trotzdem glanzvoller

Ballveranstaltungen.

Weshalb sollte das bei uns nicht möglich sein?

Gerade weil wir nicht über ein feststehendes Ensemble verfügen, benötigen wir einen

Bayreuther Theater- und Konzertsaal mit hervorragenden Sicht- und

Akustikverhältnissen, um im Vergleich zu anderen Häusern nicht ins Hintertreffen zu

geraten und der zunehmenden Abwanderung, die von uns ja noch durch einen

kostenlosen Theaterbus nach Hof zusätzlich aktiv gefördert werden soll , entgegen zu

wirken.

Als geradezu skandalös haben wir es empfunden, von der nun offenbar auf vier Jahre

veranschlagten Bauzeit aus der Zeitung erfahren zu müssen. Während Herr Bouillion

sich wenigstens noch vor den Bauausschuss stellte und die aktuelle Kostenexplosion

auf derzeit € 44 Mio. beichtete – auch darüber wird das letzte Wort noch nicht

gesprochen sein -, ist es ein Unding, die nun auf offenbar 4 Jahre verlängerte

Schließungszeit der Stadthalle über die Zeitung zu kommunizieren, anstatt umgehend

die städtischen Gremien zu verständigen.

Dabei ist die Sanierung der Tiefgarage weder in den Kosten von 44 Mio. € noch in der

jetzt avisierten Bauzeit enthalten!

Rechnet man die Sanierungskosten der Tiefgarage aus dem BVB-Haushalt dazu und

berücksichtigt einen Puffer für Unvorhergesehenes bei einem derart alten Gemäuer,

dann ist jetzt schon absehbar, dass wir die 50-Mio-Euro-Grenze reißen. Und bei diesen

Dimensionen, meine Damen und Herren, muss man schon fragen, ob wir für dieses

Geld nicht lieber einen erstklassigen Konzertsaal neu bauen, als viele Millionen in eine

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alte, „eierlegende Wollmilchsau“ zu pumpen, die am Ende zu nichts richtig zu

gebrauchen sein wird.

In der Bevölkerung jedenfalls ist schon verständnisloses Kopfschütteln anzutreffen

angesichts des offensichtlichen Willens einer knappen Stadtratsmehrheit, derart viel

Geld für einen profil- und konzeptlosen „Wünschdirwas-Multifunktionsbau“

hinauszuwerfen, anstatt zuerst ein funktionsfähiges, erstklassiges Konzept zu

entwickeln und dann konsequent und mutig umzusetzen.

Und dann kommt nun offensichtlich auch noch die Bauzeiten-Katastrophe hinzu:

Wäre eine 18-monatige Schließung vielleicht gerade noch zu verkraften gewesen, wird

eine vierjährige Bauzeit zu einem Exodus aller Kulturinteressierten nach Hof, Coburg,

Bamberg und Nürnberg führen. Angesichts der späteren Kosten, die die Rückführung

dieser „erzwungenen Kulturflüchtlinge“ nach Bayreuth erfordern wird, muss die Frage

nach einem Bayreuther Alternativstandort, ggf. in Form eines Akustikzeltes oder aber –

entsprechend dem interfraktionellen Prüfantrag- des ehem. Reichshof-Kinos als

Ersatzspielstätte mit bis zu 600 Plätzen dringend geprüft werden.

3. Auch beim Hans-Walter-Wild-Stadion haben wir uns von jeher dagegen

ausgesprochen, ein baulich und konzeptionell aus den 60er Jahren des letzten

Jahrhunderts stammendes Stadion 1:1 zu sanieren und damit auf jeglichen modernen

Mehrwert zu verzichten, wie es eine knappe Stadtratsmehrheit für sinnvoll hält.

Gefragt wäre nach Auffassung der CSU-Fraktion ein modernes Stadion, das einerseits

selbstverständlich den aktuellen Anforderungen des Schulsports genügen muss,

andererseits aber auch den Belangen des Fußballs und den Standards größerer Open-

Air-Veranstaltungen Rechnung tragen sollte.

Schade, dass eine Mehrheit des Stadtrats eine Menge Geld in die Hand nehmen will,

um einer nie mehr wiederkehrenden, rückwärtsgerichteten Fußball- und

Leichtathletikfolklore mit mehreren zehntausenden Wunschbesuchern zu frönen,

anstatt unser Stadion für die heutige Anforderungen fit, attraktiv und zukunftsfest zu

machen.

Auch hier zeigt sich -wie bei dem Stadthallenprojekt- ein Mangel an Mut, Visionen

und Zukunftsfähigkeit, den wir nur bedauern können.

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4. Erfreulich ist dagegen, dass es nun endlich mit dem Bau der dringend benötigten

Dreifachturnhalle losgeht, für die aufgrund Antrags unserer Fraktion vom

03.06.2012 bereits im Haushalt 2013 entsprechende Planungsmittel eingestellt waren.

Es ist wichtig, dass dieses große Projekt für unsere „sportliche Infrastruktur“ nun

endlich gestartet werden kann.

5. Ebenso begrüßen wir die dringend notwendigen und von uns seit Jahren geforderten

Investionen in die Schulinfrastruktur. Die endlich auf´s Gleis gebrachte

Schulsanierung unseres WWG, die dringend notwendige Erweiterung des GCE und

der nun beschlossene schrittweise Neubau der gewerblichen Berufsschule zeigen, dass

uns die Zukunft unserer Kinder nicht nur lieb, sondern auch teuer ist.

Jeder Euro ist hier richtig investiert, und wenn Sie das, sehr geehrte Frau

Oberbürgermeisterin, nun auch für den innerstädtischen Neubau unserer Graserschule

erkennen, haben wir gemeinsam schon viel erreicht.

6. Hinsichtlich der Fortführung der Innenstadtsanierung und der Umgestaltung

unserer Fußgängerzone waren wir im Hinblick auf die mittelfristige Finanzplanung

sehr erstaunt, dass in der Bauverwaltung offenbar das Jahr 2017 offensichtlich nicht

mit der ersehnten Wiedereröffnung unseres Weltkulturerbes Markgräfliches

Opernhaus in Verbindung gebracht wurde.

Aus unserer Sicht wäre es ein Irrwitz, ausgerechnet im Jahr der Wiedereröffnung

unseres Weltkulturerbes den Sternplatz umzubauen und die hoffentlich zahlreichen

Besucher mit einer staubigen und lärmigen Baustelle zu „erfreuen“.

Wir hoffen sehr und appellieren nachdrücklich an die Verwaltung, alles dafür zu tun,

um die Umgestaltung des Sternplatzes im Zeitfenster Herbst 2016 bis Frühjahr 2017

zu bewerkstelligen und abzuschließen. Wenn ich den letzten Artikel in der

„Bayreuther Sonntagszeitung“ vom vergangenen Wochenende aber richtig verstanden

habe, beabsichtigt die Verwaltung eher, das Ganze in die Zukunft ab dem Jahr 2018 ff.

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zu verschieben nach dem Motto „Was Du heute kannst besorgen, das verschieben wir

auf morgen“

7. Was die freiwilligen Leistungen an Vereine und Verbände betrifft, so sind diese

weitgehend seit vielen Monaten umfangreich vorberaten worden. Damit können wir

erneut weit über 4 Mio. Euro für die so wichtige Arbeit unserer Vereine, Verbände und

Organisationen in den unterschiedlichsten Bereichen zur Verfügung stellen. Ihre

Arbeit bereichert unsere Stadt sehr. Uns als CSU-Fraktion ist es deshalb wichtig, für

dieses hohe Maß an ehrenamtlichen Einsatz einmal ausdrücklich Dank zu sagen!

Die Diskussion um die freiwilligen Leistungen hat für uns aber im Wesentlichen

gezeigt, dass sich die pauschale 10-%-Kürzung jedoch als nicht hilfreich erwiesen hat.

Zum einen ist sie – teilweise aus guten Gründen – ohnehin nicht konsequent

durchgezogen worden; zum anderen hat sie dort, wo sie umgesetzt wurde, eher

Schaden gestiftet, ohne letztendlich tatsächlich eine spürbare haushalterische

Entlastung zu bewirken.

Zur vollends peinlichen Posse entwickelte sich nach unserem Dafürhalten jedoch die

knappe Entscheidung des Stadtrats Bayreuth, das internationale Orchesterprojekt der

Deutsch-Französisch-Ungarischen Philharmonie des forums nicht mehr zu fördern und

den beantragten Minimalzuschuss von € 30.000,00 zu verweigern. Hier hätten wir

insbesondere von Ihnen, sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin und Ihrer Partei ein

klares positives Bekenntnis erwartet, anstelle verdruckst und stumm auf eine Mehrheit

für eine Zuschussverweigerung zu hoffen. Mit dieser Förderverweigerung und der

dadurch erzwungenen Absage des Projekts wurde nicht nur der wesentliche

Kostenträger des Zentrums, das Deutsch-Französische-Jugendwerk in Paris, vor den

Kopf gestoßen, das auch für dieses Projekt eine Ko-Finanzierung in Höhe von

€ 40.000,00 zusagte; auch die Oberfrankenstiftung, die das international bedeutende

Vorhaben mit € 24.000,00 fördern wollte, wurde damit brüskiert. Dass die

Veranstaltung bereits auch im Rahmen der Musica Bayreuth im Vorverkauf beworben

wurde, der Bayerische Rundfunk sowie der Kultursender Arte über dieses

internationale Projekt in Bayreuth berichten und übertragen wollten und junge

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Musikerinnen und Musiker aus acht europäischen Ländern teilweise bereits

Flugtickets gebucht und Reisevorbereitungen getroffen haben, war dabei der

Verweigerungsmehrheit des Stadtrates offenbar ebenso egal wie die internationale

kulturelle Blamage der Kulturstadt Bayreuth durch die nun erzwungene Absage dieses

Projekts.

Erfolgreiches Kultur- und Tourismusmarketing der Stadt sieht nach Auffassung der

CSU-Fraktion deutlich anders aus. Stattdessen haben wir wieder einmal eine Posse aus

der Provinz geboten.

8. Positiv sehen wir den Fortgang unseres Antrages zur Schulwegkostenfreiheit auch

für diejenigen Schulkinder, die näher als drei Kilometer von ihrer Schule entfernt

wohnen. Mit unserem Antrag beabsichtigten wir die Schließung einer

Gerechtigkeitslücke und Gleichstellung dieser Kinder mit ihren weiter entfernt

wohnenden Schulkameraden, die den Stadtbus nicht nur zur Erreichung ihrer

jeweiligen Schule, sondern auch für sonstige Fahrten, insbesondere auch für

Freizeitangebote und Pflege ihrer Sozialkontakte, nutzen können. Wir meinen hier,

dass allen Kinder unserer Stadt die gleichen Mobilitätsrechte eingeräumt werden

müssen. Auch dies verstehen wir unter dem Ziel der kinderfreundlichsten Stadt.

Wir freuen uns deshalb über die interfraktionelle Absprache, wonach zunächst

€ 100.000,00 in den Haushalt 2015 eingestellt werden sollen, um ab September 2015

entsprechende Schülermonatskarten zur Hälfte mit städtischen Mitteln bezuschussen

zu können. Noch vor Jahresende werden wir dann im Rahmen einer ersten Bilanz über

weitere Maßnahmen entscheiden können.

9. Für weniger sinnvoll, ja eher populistisch halten wir hingegen die Absicht der

Oberbürgermeisterin, pauschal jedem Kind in Bayreuth zum vierten Geburtstag einen

Gutschein für eine einjährige Mitgliedschaft in einem Sportverein zu schenken.

Auch hier fehlt es bis heute an einem schlüssigen Konzept zu dieser Idee.

Was soll durch die Gutscheine erreicht werden, die Förderung der Vereine oder die

unserer Kinder?

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Ist der vierte Geburtstag nicht einfach zu früh und was soll nach Ablauf der

einjährigen Förderung geschehen?

Wesentliche sinnvoller erschiene uns ein Konzept etwa nach dem Würzburger Modell:

Hier bietet die Stadt Kindern aus bedürftigen Familien die kostenfreie Mitgliedschaft

in einem Sportverein, allerdings nicht nur für ein Jahr. Man kann dann direkt zu dem

Verein gehen und reicht den Mitgliedsantrag bei der Stadt ein.

In ein solches Konzept könnten dann beispielsweise auch kulturelle Aktivitäten der

Kinder etc. eingebunden werden.

Wir finden es auch schade, dass Sie, Frau Oberbürgermeisterin, hier nicht das Angebot

der Fraktionen für ein gemeinsames Vorgehen angenommen haben -wie etwa beim

Thema Schulwegkostenfreiheit- und stattdessen wenig kommunikativ den erfolglosen

Alleingang gesucht haben.

Wenn nun trotzdem außerhalb der Stadtkasse private Förderer ihr Geld in eine solche

Gutscheingabe stecken wollen, so ist das selbstverständlich nicht zu kritisieren und als

bürgerschaftliches Engagement zu loben; für den Einsatz eigener städtischer Mittel

jedoch müsste das Konzept erst zu Ende gedacht werden.

10. Gerne in den Haushalt eingestellt haben wir die restlichen Mittel für Neubau und

Sanierung des Richard-Wagner-Museums. Das Wahnfried-Projekt wächst und

gedeiht und wird ersichtlich zu einem kulturellen Leuchtturm unserer Stadt, für den

jeder Euro gut angelegt ist. Und wenn auch heute noch einige die bei einem solchen

Vorhaben fast unvermeidlichen Kostenmehrungen und Zeitverzögerungen benörgeln,

so möchte ich nochmal auf das Projekt „Stadthallensanierung“ verweisen, bei dem

dieselben Leute sowohl hinsichtlich der Kostenseite als auch bezüglich der

Bauzeitenplanung nun plötzlich gerne mit zweierlei Maß messen.

Im Gegensatz zu Wahnfried, wo wir bis auf den von Ihnen, Frau Oberbürgermeisterin,

erzwungenen Verzicht auf eine attraktive Gastronomie und die Zumutung eines

Automatencafes ein klares und stringentes Konzept haben, fehlt es für die Stadthalle

bislang noch immer an einem funktionsfähigen, professionellen Profil.

Insgesamt aber können wir uns auf die Eröffnung des neuen Wahnfried im Juli freuen

– und eine dem neuen Haus angemessene, für Museumsbesucher wie auch für

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Hofgartenspaziergänger gleichermaßen attraktive Gastronomie werden wir dann in

einem späteren Bauabschnitt realisieren müssen, der uns dann allerdings kaum das

dreifache kosten dürfte…

11. Froh sind wir, meine Damen und Herren, dass die Belange unseres Stadtmarketings

weiterhin in den bewährten Händen unserer BMTG liegen. Nach vielen Monaten

aufwändiger und teurer in- und externer Arbeit, deren Sinnhaftigkeit und

Notwendigkeit wir immer skeptisch gesehen haben, kann man nun feststellen, dass

alles beim Alten bleibt. Außer Spesen nichts gewesen…

12. Und voller Freude sind wir über die Erfüllung einer alten CSU-Forderung nach einem

eigenständigen Kulturreferenten. Es ist gut, Frau Oberbürgermeisterin, dass wir hier

an einem Strang gezogen haben. Herrn Dr. Kern wünschen wir allzeit eine gute Hand,

Überzeugungskraft und Durchsetzungsvermögen bei der Verbreitung der Einsicht,

dass alle Gelder für den Kulturbereich keine bloßen Subventionen, sondern

nachhaltige Investitionen in das wichtigste Potenzial unserer Stadt sind.

13. Meine sehr geehrten Damen und Herren, natürlich gibt es noch eine Unzahl weiterer

Themen und Aufgabenbereiche, die als politische Daueraufgabe unsere besondere

Aufmerksamkeit fordern.

Ich nenne hier etwa

die dringend notwendige Verbesserung unserer Eisenbahnanbindung, die

weiterhin unser aller Anstrengung bedarf,

die Suche nach einer betriebswirtschaftlich optimierbaren Betriebsform für

unseren Flugplatz,

ich nenne das weiterhin große Problem der Entwicklung unserer

Personalkosten, die noch immer ein erheblicher Risikofaktor für unsere

kommunalen Gestaltungsspielräume sind. Wenn man sich allein den Zuwachs

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der Personalkosten in den letzten zehn Jahren -von 53,9 Mio € in 2004 auf

67,5 Mio in 2014- betrachtet, wissen wir, dass wir unsere Anstrengungen in

diesem Bereich erheblich steigern müssen. Gefragt sind auch hier neue Wege:

e-government und Zusammenlegung von Verwaltungseinheiten auch mit dem

Landkreis seien hier nur beispielhaft genannt.

ich verweise auf das große Projekt der Landesgartenschau 2016, das unsere

Finanzkraft erheblich beansprucht, auch wenn es zur Entlastung des städt.

Haushaltes in wesentlichen Teilen über die GEWOG finanziert werden kann,

ich verweise auf die Notwendigkeit besserer Kontakte zur Universität und

dem verstärkten Aufbau einer echten Willkommenskultur gegenüber unseren

ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern,

und viele weitere Themen und Bereiche, deren Behandlung den Rahmen einer

Haushaltsrede sprengen würde.

Wir werden hier sicher noch Gelegenheit haben, in vielen Ausschuss- und

Plenarsitzungen diese Probleme eingehend zu diskutieren und -hoffentlichüberzeugend

zu lösen.

III.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, gerne habe ich Ihnen dargestellt, weshalb dieser

Haushalt nach unserer Auffassung weit hinter unseren eigentlichen Möglichkeiten

zurückbleibt.

Das, was enthalten ist, ist ein „Minus“ gegenüber unseren Vorstellungen, also weniger, als

wir für 2015 hätten erreichen können. Das ist schade.

Dem verbleibenden „Rest“, wie er sich mit den in unserer ganztägigen Haushaltsdebatte

erreichten Änderungen darstellt und in dem gleichwohl einige auch uns wichtige Punkte

und Projekte enthalten sind, wird die CSU-Fraktion einhellig die Zustimmung erteilen.

Mein abschließender Dank gilt – wie immer – dem Finanzreferenten Michael

Rubenbauer, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Finanzreferats und der

Stadtkämmerei, aber auch allen anderen Referenten und Dienstellenleitern für die immer

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immense Vorbereitung im Vorfeld der Haushaltsaufstellung, und nicht zuletzt Ihnen, liebe

Kolleginnen und Kollegen, für das stets konstruktiv-kritische Miteinander, dass wir ja

trotz gelegentlicher inhaltlicher Meinungsunterschiede – die ja im gemeinsamen Ringen

um die besten Lösungen für unsere Stadt notwendig sind – regelmäßig pflegen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!


Kategorisiert in: | Veröffentlicht am: 02.03.2015 um 16:02 Uhr