Stichword-Archiv: Spielhaus

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Und die Moral von der Geschicht – Kommentar Eric Waha

Spielhaus-Diskussion               Wahaspielhaus190601 
Macht man einen Strich drunter, dann muss man sich die Frage stellen: Welches Ergebnis hatte die Diskussion im Stadtrat, als es um das Spielhaus für den Spielplatz am Meranierring ging? Das Spielhaus, um das es eigentlich nur noch sehr entfernt ging. Das Spielhaus, das Spielball wurde. Das sinnbildlich für den Zustand des Verhältnisses zwischen dem Stadtrat und der Verwaltung auf der einen Seite und den einzelnen Gruppen im Stadtrat untereinander steht.
Ja, die Diskussion war, wie Helmut Zartner es in seiner eigenen Art recht deutlich formuliert hat: schmerzensgeldwürdig. In Teilen zumindest. Aber sie war auch erhellend. Denn wenn es nicht alles so tragisch wäre, wäre es fast schon putzig, wie beispielsweise die BG im Eifer des Gefechts ihre eigene Argumentationskette gesprengt hat, die sie für ein Thema gebastelt hat, das – ob man will oder nicht – natürlich ganz dezent im Hintergrund mitschwingt: Die Querelen ums Zentrum, die für Teile des Stadtrats immer noch nicht abgeschlossen zu sein scheinen.
Wie ein Karsten Schieseck sich anschickt, die Stadtbaureferentin Urte Kelm beim Spielhaus in höchsten Tönen für ihren großen Lösungswillen zu belobigen. Wie er – und nicht nur er aus seiner Fraktion – es gutheißt, dass sie den Stadtrat nicht sofort darüber informiert hat, dass das Spielhaus statt 300 000 Euro rund 575 000 Euro kosten werde. Man sollte annehmen, dass entsprechendes Lob auch für die Verantwortlichen des Zentrums bei der Aufklärung der Vorgänge rund um die Veruntreuung der damaligen Geschäftsführerin gelten dürfte.
Doch Zentrum mit Spielhaus zu vergleichen, das ist der berühmte Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Straftat auf der einen Seite, unendliche Geschichte auf der anderen Seite. Die Angelegenheit mit dem Spielhaus ist der beste Beweis dafür, wie sehr sich der Stadtrat bei manchen Dingen selber im Weg steht. Rund zehn Jahre wurstelt man in der Angelegenheit schon herum. Schaut dabei zu, wie das Zentrum des Abenteuerspielplatzes vor sich hin verfällt. Schachert um Kosten, verbrät eine Planung nach der anderen. Deckelt Kosten, die – wenn man auf den damaligen Leiter des Hochbauamts gehört hätte – hinten und vorne eh nicht reichen würden. Denkt sogar kurz über Passivhaus-Standards nach. Bei einem Spielhaus!
Und dann macht die Verwaltung – die Verwaltung der Stadt, die die kinderfreundlichste in Deutschland werden will – den Spielplatz im Januar einfach dicht. Nimmt den Kindern und Jugendlichen im Vorgriff eine Anlaufstelle. Im irrigen Glauben, der Stadtrat werde den Neubau des Spielhauses schon durchwinken. Obwohl es fast doppelt so teuer werden sollte wie ohnehin schon mit Ächzen und Zähneknirschen in den Haushalt eingestellt.
Macht man einen Strich drunter unter den Tanz um das Spielhaus, dann kann es nur ein Ergebnis geben: Runter von der Palme, ran an den Tisch, eine Lösung finden. Und dabei den kleinsten gemeinsamen Nenner finden. Der muss im Sinne der Nutzer lauten: Sie brauchen eine funktionale, eine schnelle Lösung. Eine, die im Idealfall auch nicht viel kosten muss. Was die Kinder und Jugendlichen ebenso wenig wie das Jugendamt jetzt gebrauchen können: dass das nächste Fass aufgemacht wird. Dass über die Standortfrage diskutiert wird. Und dass am Ende der ganze Abenteuerspielplatz, der 40 Jahre wunderbar am Meranierring funktioniert hat, gar infrage gestellt wird.
Wenn jetzt endlich wieder alle an einem Strang ziehen, dann kommt die ganze Sache – trotz Gezerre um die Frage, wer zu welchem Zeitpunkt was gewusst hat – zu einem guten Ende.
Was man in der Verwaltung aber auch mitnehmen sollte: Transparenz und schnelle Information sind das Gebot der Stunde – damit auch der Haushalt von Anfang an passt. Das Spielhaus am Meranierring ist in Bayreuth derzeit nur eine der ganz kleinen Baustellen.

Kategorisiert in: | Veröffentlicht am: 01.06.2019 um 17:32 Uhr